Eines stand schon vor dem Anpfiff fest: Die Zeit der Schönwetter-Fans ist endgültig passé. Die schönen (warmen) Tage sind vorbei. Was noch lange nicht heißen soll, dass sich die schönen Tage unserer Vienna zu Ende neigen.
Im Gegenteil: Auch in Schwechat konnten unsere Burschen einen Rückstand in einen Sieg umwandeln. Zum dritten Mal in Serie. Diesmal mussten die Fans aber nicht gar so lange darauf warten, bis die siegbringenden Treffer fallen sollten.
Damit ist auch der Beweis erbracht, dass die Blau-Gelben aus Döbling keine Schönwetter-Kicker sind. Sie nehmen jede Witterung wie sie ist und haben auch bei “Jagatee”-Temperaturen nur eines im Sinn: Gewinnen. Vorübergehende Rückstände werden dabei in Kauf genommen, wenn am Ende der “Dreier” steht.
Grottenschlecht – aber mit einer Führung in die Pause
“Das war grottenschlecht!” Kurz und prägnant brachte Vienna-Trainer Hans Slunecko zum Pausenpfiff auf den Punkt, was er in den ersten 45 Minuten von seinem - für einen Trainer ungewöhnlichen - Platz aus gesehen hatte. Trotz einer 2:1-Pausenführung seiner Mannschaft.
Viele im Rudolf-Tonn-Stadion anwesende Zuschauer fragten sich, was “Slu” Böses getan hatte, weil er schon vor dem Anpiff die Trainerbank mit dem Tribübenplatz eingetauscht hatte. Das Geheimnis des Platztausches: “Von der Betreuerbank sind des gut und gerne 20 Meter bis man an den Spielfeldrand kommt. Wenn man da Anweisungen geben will, ist die Situation, die man ansprechen will, schon längst vorbei. Außerdem sieht man in Schwechat von oben viel besser, was auf dem Platz passiert.”
Der Trainer schickt sich selbst auf die Tribüne
Wie schon beim letzten Heimspiel gegen SK Rapid II musste Slunecko auf die Verletzten Kevin Krisch, Mario Seckel (fallen länger aus), Mario Kröpfl (kehrt hoffentlich nächsten Freitag ins Team zurück) sowie auf den gesperrten Dominik Rotter verzichten. Stanisa Nikolic nahm erstmals nach seiner Gehirnerschütterung in Sollenau wieder auf der Bank Platz und durfte in den Schlussminuten wieder kurz Ostliga-Luft schnuppern.
Die erste Halbzeit war - wie bereits vom Chefcoach oben erwähnt - nicht unbedingt das, was man einen “Hingucker” nennt. Die Hausherren begannen stärker, unsere Vienna tat sich lange Zeit schwer, überhaupt ins Spiel zu finden.
Da machte auch unser sonst so zuverlässliche Keeper keine Ausnahme: Bei einem Distanzschuss von SVS-Kapitän Palalic hatte Günther Arnberger das Nachsehen – 1:0 für die Braustädter (24.)
“Weckruf” oder doch nur reine “Psychologie”?
Aber vielleicht war das “Blackout” von “Arnie” auch nur ein Weckruf an seine Kollegen. Denn das was Markus Speiser & Co. in der ersten halben Stunde auf das Spielfeld “zauberten” war eher schlecht als recht.
Oder war einfach nur Psycholgie Grund für die vornehme Zurückhaltung? Schließlich geriet man sowohl in Donaufeld als auch daheim gegen Rapid II in Rückstand bis der Turbo gezündet und das Spiel umgedreht wurden. Und am Ende zählt ja schließlich nur das, was am Ende dabei rauskommt.
Von ruhenden Bällen und Männern mit “Köpfchen”
Trotz grottenschlechter ersten Hälfte ging die Vienna bereits zum Pausentee mit einer 2:1-Führung in die gut gewärmten Kabinen des Rudolf-Tonn-Stadions. Die jungen Spieler des ältesten Fußballklubs hatten einmal mehr Köpfchen bewiesen.
In Minute 36 zeigt Robert Gruberbauer, dass er der “Herr der ruhenden Bälle” ist. Bei seinem Eckball landet die Kugel punktgenau auf dem Haupt von Andrei Lebedev und gleicht zum 1:1 aus. Bereits vorige Woche hatte Gruberbauer durch zwei Standards das Spiel gegen Rapid II entscheidend mitgeprägt und –gedreht.
Endlich, endlich: Da Hofa wars …
“Was der Lebedev kann, kann ich schon lange”, dürfte sich André Hofer gedacht haben. Nicht nur in Weißrussland, auch in Wien-Favoriten ist Fußball in erster Linie auch Kopfsache. Nach einer Maßflanke von Felix Steiner schraubt sich der “Freiheitskämpfer” zwischen zwei Schwechater Abwehrriegeln hoch, gewinnt das Kopfballduell und startet seinen Jubel-Sprint über das ganze Spielfeld.
Endlich: Im 13. Spiel sollte sich das Pech von den Beinen von Hofer (“Der Mann mit den spektakulären Einlagen”) abschütteln und endlich der erste Torschrei ausstoßen lassen (43.).
André ließ sich von keinem seiner Mitspieler aufhalten und präsentierte erstmals in einem Pflichtspiel seine “Hofer-Rolle”. Man konnte direkt spüren wie groß der Stein gewesen sein muss, der ihm nach seinem ersten Volltreffer vom Herzen gefallen sein muss.
Der Auftritt des Penalty-Exekutors
“Was der Hofer kurz vor der Pause kann, das kann ich kurz danach”, dürfte sich Michael Wojtanowicz nach Seitenwechsel gedacht haben. Nach einem (umstrittenen) Handspiel eines Schwechaters entschied Schiri Gissauer auf Elfmeter.
“Wojti” (“Der Mann für die Strafstoß-Exekutionen”), der bereits gegen die SKN Juniors einen Penalty-Doppelack erzielen konnte, ließ SVS-Keeper Jagschitz nicht den Funken einer Chance – 3:1 für Blau-Gelb, der Käse war damit gegessen (48.).
Herr Gissauer hätte die Partie ruhig schon nach 50 Minuten abpfeifen können. Die Schwechater konnten - im Gegensatz zu ihren letzten Spielen - nichts mehr zusetzen, die Vienna-Abwehr stand wieder bombensicher. So wie man es von Andrei Lebedev, Markus Speiser & Co. bereits im gesamten Meiserschaftsverlauf (fast) immer von ihnen gesehen hatte.
Der Chefcoach tauscht mit den Käpt’n den Tribünenplatz
Robert Gruberbauer hatte in Halbzeit zwei noch zwei gute Möglichkeiten für einen noch deutlicheren Sieg. Aber die Vienna ist bekanntlich ein toleranter Klub, der jeden Gegner achtet, daher sparte sich “Bertl” ein Tor für ein anderes Spiel auf.
Vielleicht ergibt sich ja nächsten Freitag die Möglichkeit dazu. Um 19:00 Uhr gastieren die Amateure des SV Mattersburg auf der Hohen Warte. Es ist das letzte Heimspiel des Jahres 2014 für Blau-Gelb und damit auch das letzte Heimspiel im Jubiläumsjahr.
Dann wird nicht der Chef-Trainer, sondern der Kapitän auf der Tribüne Platz nehmen: Markus Speiser ist nach seiner fünften gelben Karte gesperrt.
Aufstellung SV Schwechat
Jagschitz; Szupper, Weidener, Töpel, Babic; Skorec (71. Kummer), Klaric (59. Handler), Güclü; Gangl, Palalic, Saliji (59. Koch)
Aufstellung First Vienna FC 1894
Arnberger; Topcic, Lebedev, Speiser, Rajic; Steiner (74. Düzgün), Nedeljkovic, Wojtanowicz (89. Nikolic), Gökcek; Gruberbauer, Hofer (78. Apaydin)
Torfolge: 1:0 (24.) Palalic, 1:1 (36.) Lebedev, 1:2 (43.) Hofer, 1:3 (48.) Wojtanowicz (Handelfmeter)
Gelb: Palalic (8./Unsportlichkeit); Speiser (14./Foul), Wojtanowicz (30./Unsportlichkeit)
Rudolf-Tonn-Stadion, Gissauer, 700