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© Karen Rieder

Unterwegs im Abseits, Teil 10: Hernals

25. März 2015 | Fans zur Übersicht >

Es gibt nur ein Wiener Derby! Ja und das lautet natürlich Wiener Sportklub gegen First Vienna Football Club 1894. Schwarz-weiß gegen blau-gelb. Das oft auch liebevoll „Derby of Love“ genannte Spitzenspiel des österreichischen Fußballs wird diesmal im malerischen Hernals – um genau zu sein, natürlich in Dornbach – über die Bühne gehen. Der älteste bespielte Fussballplatz Wiens, der Sportclub-Platz, wird aus allen Nähten platzen und die Party wird grandios werden. Ich könnte mich zu ganzen Büchern über die Eindrücke und die Bedeutung dieses Spiels hinreißen lassen. Dafür bin ich aber nicht da. Ich bin ja fürs Abseits zuständig und da gibt’s ja doch auch immer wieder das eine oder andere zu entdecken.

Von „unserer“ Tribüne in Dornbach aus haben wir ja einen fabelhaften Blick auf die stimmungsvolle Friedhofstribüne. Denken wir uns die aber mal weg (huch!) und schauen direkt auf die dahinterliegenden Friedhöfe. Ja, es ist sind Friedhöfe. Nämlich der Hernalser Friedhof und der Dornbacher. Der Hernalser nimmt flächenmäßig mehr in Anspruch und ist auch der ältere der beiden, denn der Dornbacher Friedhof musste im Laufe der Jahre doch ein paar Mal übersiedelt werden. Auf dem riesigen Areal finden wir einige Grabstätten imposanter Persönlichkeiten, die auch das Leben in Hernals und Dornbach maßgeblich geprägt haben. Zum einen ist das Erich Hof. Der legendäre Stürmer, Ex-Teamspieler und Ex-Teamchef und natürlich großes Idol des Wiener Sport-Clubs. 224 Tore schoss Hof für den Sport-Club, darunter auch zwei beim legendären 7:0 gegen Juventus. Der leider viel zu früh verstorbene Erich Hof war unter „unserem“ blau-gelben Karl Decker Stammspieler im Nationalteam und betreute in seiner Laufbahn neben dem Sport-Club auch die Wiener Austria und eben das Nationalteam. An seinem ehemaligen Wohnhaus in Hernals erinnert eine Gedenktafel an diesen großen Fußballer. Respekt.

Sportlich gesehen muss angemerkt werden, dass ein weiterer ganz großer des österreichischen Fußballs am Hernalser Friedhof seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Der Ernst Happel nämlich. Obwohl Ernst Happel weder für den Sport-Club noch für die Vienna gespielt hat, gibt es eine Verbindung. Einer von Happels Lieblingsheurigen war in Neustift am Walde und begraben liegt er eben am Hernalser Friedhof. Spannend wie man immer wieder einen Bogen von 1190 nach 1170 und zurück spannen kann.

Ein weiterer spannend gespannter Bogen ist übrigens der Bamkraxler. Das lustige Spielzeug gibt es seit Urzeiten am Ostermarkt in der Kalvarienberggasse zu erstehen und zum anderen ist der Bamkraxler das kultige Bierlokal in Nussdorf.

Ich muss weiter bei Bögen bleiben! Es hilft nix. Gut gespannte Bögen brauchten auch die Herrschaften denen unweit der Kalvarienberggasse, nämlich am Elterleinplatz, ein würdiges Denkmal gesetzt wurde und die ihre letzte Ruhestätte – wie überraschend in Hernals – am Hernalser Friedhof gefunden haben. Die Rede ist hier natürlich von den Gebrüdern Schrammel. Die Schrammeln waren es, die das Wienerlied auf so unnachahmliche Art und Weise geprägt und einen Stil entwickelt haben, der auch heute noch Bestand und Aktualität hat. Interessant dabei ist, dass das Wienerlied und die Schrammelmusik gar nicht so wirklich Ihre Wurzeln in Wien hatten, sondern im Waldviertel. Der Vater der Schrammelbrüder stammt nämlich aus Litschau und war ebenfalls Musiker. Aus diesem Grund gibt es alljährlich in Litschau das Schrammelfestival. Roland Neuwirth, der heute in Hernals lebt – in einem Haus, in dem übrigens auch die originalen Schrammeln gewohnt haben – zeigt wie generationsübergreifend der Sound der Schrammeln ist und hoffentlich noch lange bleiben wird.

Nach so viel Fußball und lieblichen Klängen müssen wir auch ein bisserl was für die geographische Bildung tun. Wir können nicht so einfach an die Alszeile reisen ohne zu wissen was diese Als, nach der die Zeile benannt ist, eigentlich ist. Also meine Lieben, aufgepasst! Jetzt wird’s ernst. Die Als wird im Oberlauf Dornbach genannt und nimmt auf Ihrer 10,55 km langen Strecke auch noch die Namen Alsbach und Alserbach an. Auch auf die Gefahr hinauf, mich des Plagiatsvorwurfs bezichtigen lassen zu müssen, tue ich erstmals in der Geschichte der Abseitsschreiberei etwas ganz arges: Ich übernehme eine ganze Textpassage aus Wikipedia. Nicht nur, dass die Als sich namenstechnisch nicht ganz entscheiden kann, so legt sie auch noch einen bemerkenswerten Zick-Zack hin, bis sie letztlich bei der Friedensbrücke in den Donaukanal mündet. Diesen müsst Ihr Euch einfach zu Gemüte ziehen:

„Die Als entspringt an der Grenze zu Niederösterreich im Tal zwischen Dahaberg und Steinerner Lahn. In diesem Bereich auch Dornbach genannt, erreicht der Fluss bald Hernals und bildet in südöstliche Richtung verlaufend bis zur Amundsenstraße einen Abschnitt der Bezirksgrenze zwischen den Gemeindebezirken Hernals und Penzing. Danach biegt das Gewässer nach Westen ab, folgt der rechten Seite der Neuwaldegger Straße und fließt dann am Rande der Marswiese bis zum Mündungsbereich des Eckbachs. Hier befindet sich auch das Einlaufbauwerk in den Bachkanal. Der Bach floss nun ursprünglich entlang der Neuwaldegger Straße, Alszeile, Richthausenstraße, Rötzergasse und Jörgerstraße. Hier, an der Grenze zum Bezirk Währing, erreichte die Als schließlich den Bezirk Alsergrund, auf dem er sich auf der Lazarettgasse fortsetzte. Hier wurde sie von der Erhebung Herzogspoint nach Norden abgelenkt und folgte der Spitalgasse und der Nußdorfer Straße. Am heutigen Kreuzungspunkt von Nußdorfer Straße und Alserbachstraße mündete der Währinger Bach in die Als und die Als setzte ihren Weg ostwärts entlang der Alserbachstraße fort. Ursprünglich mündete die Als bereits in einen stadtseitigen Donauarm im Verlauf der heutigen Liechtensteinstraße (Salzgrieß). Nach dessen Verlandung mündete der Bach jedoch bei der heutigen Friedensbrücke in den Donaukanal. Seit 1902 wird der Bach nun in den rechten Hauptsammelkanal geleitet, wobei nur noch nach einem Starkregenereignis der Überfluss der Als in den Donaukanal mündet.“

Alles klar soweit? Wenn euch also einmal so richtig fad ist dann empfehle ich den Verlauf der Als einfach mal abzuwandern.

Bis es aber soweit ist, gilt es im wunderschönen Dornbach einen hervorragenden Eindruck zu hinterlassen aber auf gar keinen Fall 3 Punkte.

Ein Wiener Derby! Es gibt nur ein Wiener Derby!

Euer Chrimi