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© Karen Rieder

Unterwegs im Abseits, Teil 11: St. Pölten

2. April 2015 | Fans zur Übersicht >

Diese Ausgabe von „Unterwegs im Abseits“ schreibe ich euch tatsächlich auch irgendwie aus dem Abseits. Eine Gesundheitsvorsorge hat mich für drei Wochen ins malerische Bad Tatzmannsdorf verschlagen. Dieses Bad Tatzmannsdorf ist definitiv der einzige Ort, an dem ein Viennafan sich so einer Maßnahme unterziehen lassen sollte. Der Gründer des FC Bad Tatzmannsdorf hat nämlich im Jahre 1923 seinen Spielern Schuhe und Dressen von der Vienna besorgt. Seitdem führt der FC Bad Tatzmannsdorf die Vereinsfarben blau-gelb. Nach diesem Ausflug in die ganz andere Richtung machen wir uns jetzt aber bitte auf den Weg in die niederösterreichische Landeshauptstadt. Auf geht’s nach St. Pölten.

Bevor wir aber nach St. Pölten reisen, möchte ich an dieser Stelle gesagt haben, wie hammermäßig geil der blau-gelbe Fanblock bei der Liveübertragung des Derbys zu hören und zu sehen war. Ich bin hier in B.T. mit Tränen in den Augen gesessen und war stolzer denn je, ein Blau-Gelber zu sein! DANKE an alle Fans und natürlich an unsere großartige Mannschaft und Trainer!

Die Metropole an der Traisen ist das Machtzentrum der Niederösterreichischen Landespolitik und trägt daher auch liebevoll den Spitznamen „St. Pröllten“. Ob die vielen Niederösterreichischen Kreisverkehre – die bestimmt irgendwo in St. Pölten geplant werden – etwas mit der Haarpracht des Landesvaters zu tun haben, werden wir nicht weiter erläutern, können aber durchaus Ähnlichkeiten feststellen.

Was erwartet uns nun also in St. Pölten? Auf jeden Fall einmal nicht die durchaus gelungene NV Arena, sondern der altehrwürdige Voithplatz, wo wir schon viele Male zu Gast waren und immer für ausgezeichnete Stimmung gesorgt haben. Ob wir auch gegen die Juniors in den attraktiven Auswärtsgatter gepfercht werden, wird sich weisen. Ich wünsche es uns aber definitiv nicht.

Das noch im Mostviertel gelegene St. Pölten ist – je nachdem, welchen Aufzeichnungen man Glauben schenken mag – die älteste Stadt Österreichs, oder zumindest eine der ältesten. Da kann man sich schon ausmalen, durch welch bewegte Zeiten das Städtchen gegangen ist. Apropos Städtchen: St. Pölten hat als größte Stadt Niederösterreichs um ganze 17.779 Einwohner weniger als unser hübscher Heimatbezirk Döbling. Ohne Döbling wär hier also gar nichts los.

So intensiv sich St. Pölten durch die Geschichte bewegt hat, so wenig lange ist die Stadt an der Traisen die Niederösterreichische Landeshauptstadt. Bis 1986 war das nämlich Wien. Die Castingshow „The Capitol of Lower Austria“ war ein Straßenfeger und die Finalkandidaten Krems, Baden, Tulln, und Wiener Neustadt zogen in den Battles alle Register, aber schlussendlich fiel die Entscheidung dann mit 45% doch relativ klar für St. Pölten aus. Es dauerte dann weitere 11 Jahre bis alle Landesbehörden nach St. Pölten übersiedelt wurden, das neue Landhaus fertiggestellt wurde und die niederösterreichische Landesregierung nun endlich auch von ihrer Landeshauptstadt aus regieren konnte.

Im neuen Landhausviertel werden nicht nur neue Kreisverkehre geplant und regiert, sondern auch die kulturell Interessierten kommen im Niederösterreichischen Landesmuseum sowie im Festspielhaus voll auf ihre Kosten. Leseratten können das Landesarchiv und die Landesbibliothek durchforsten und der 80m hohe Klangturm ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen des neuen St. Pöltens.

Das Leben spielt sich dann aber doch woanders ab. Der St. Pöltner Rathausplatz lädt im Sommer zum Schlemmen und Relaxen ein. Der mit 6.600 m² doch beachtlich große Platz ist gesäumt von interessanten Bauwerken. Wenig überraschend dürfte sein, dass sich das St. Pöltner Rathaus ebendort befindet. Dazu gesellt sich das Niederösterreichische Landestheater und Freunden der Inneneinrichtung sei gesagt, dass sich das Stammhaus vom Leiner auch am Rathausplatz befindet. Das kann sonst keiner.

Ein ebenfalls bemerkenswertes Gebäude ist der St. Pöltner Hauptbahnhof. Trotz Umbau und Neugestaltung des Platzes blieb das 1851 erbaute Bahnhofsgebäude stehen und erstrahlt nun in neuem Glanz. Besonders wimmeln wird es dort, wenn die Musik- und Festivalbegeisterten Massen zum geselligen Komasaufen in Richtung VAZ strömen. Beim Beatpatrol oder dem legendären Frequency fallen dann die letzten Hemmungen und der eine oder andere vom Ufer in die dahinplätschernde Traisen. Das VAZ ist auch von der Westautobahn aus sehr gut erreichbar und schon von weitem sichtbar. Die markante Egger-Dose kann man einfach nicht übersehen. Der Slogan „Ich komme heim“ bekommt da eine neue Bedeutung. Ich glaube kein St. Pöltner kann dank dieser Attraktion die Abfahrt nach Hause verfehlen.

Abschließend möchte ich noch einem großartigen St. Pöltner die Ehre erweisen, denn er hat mich nicht nur einmal zum Lachen gebracht, sondern wirklich viele Male. So viele Male, wie er einem auch den Spiegel der Realität vor Augen hält. Die Rede ist von Manfred Deix. Für mich der beste Karikaturist Österreichs und mit den grenzgenialen Texten zu seinen Bildern einfach nur gut. Deshalb möchte ich mit einem Deix-Zitat beenden. „Ich habe alle Tiere gern, Katzen, Hunde, Tuttelbären“ (stellt Euch jetzt einfach im Kopfkino vor wie Herr Deix einen Tuttelbären zeichnet).

Reisen wir nach St. Pölten, verlassen wir den Kreisverkehr immer blinkend und hinterlassen wir am Voithplatz den gewohnt guten Eindruck, aber sicher keine drei Punkte.

Euer Chrimi

Quelle: wikipedia