Der älteste Fußballklubs Österreichs blieb auch in der 5. Runde der Ostliga der Bundeshauptstadt treu: Nach den Admira Juniors (in Döbling), den Austria Amateuren (in Favoriten) und dem SV Horn (wieder in Döbling) führte das nächste Auswärtsspiel die Blau-Gelben jenseits der Donau – aber immer noch innerhalb der Wiener Stadtgrenzen nach Stadlau.
Nicht etwa um in einen der dortigen Gemeindebauten wie einst der Wolferl Ambros „Blumen“ zu pflücken, sondern um weitere Punkte auf das Tabellenkonto gutschreiben zu können. Mit dem FC Stadlau wartete am Samstagnachmittag der erste von drei Aufsteigern in die Ostliga auf die Burschen aus Döbling.
Der Gastgeber konnte die ersten beiden Heimspiele auf eigener Anlage mit einem Sieg beenden – damit war vorweg klar: Möglicherweise wartete die Arena in Stadlau mit einer „g‘mahten Wies’n, das Meisterschaftsspiel selbst sollte nicht unbedingt eine werden. Also trichterte Vienna-Trainer Andreas Lipa seiner Truppe in den Tagen davor volle Konzentration und volles Engagement ein.
Die Dressen des Gegners – ein gutes Omen?
Lipa und sein „Co“ Martin Lang setzten im Großen und Ganzen auf die Startelf vom letzten Wochenende, beim 2:1-Triumph über den SV Horn. An einer Position mussten die beiden aber verletzungsbedingt eine Änderung vornehmen. Anstelle von Kevin Krisch (er hofft, bis zum Sportklub-Match wieder fit zu werden) begann Dominik Rotter in der Innenverteidigung neben Kapitän Markus Katzer.
Ein gutes Omen vor dem Spiel sollte die Dressen-Auswahl sein. Unsere Vienna begann – wie in den ersten vier Runden – mit den dunkelblauen Trikots, FC Stadlau lief „ganz in Weiß“ (mit einem Hauch von Hellblau auf den Leiberln) auf. Wie es letzte Runde die Horner getan haben.
Hans Kleer, Trainer unseres Titelkonkurrenten, sagte im „Ligaportal“ für die Partie FC Stadlau vs. Vienna ein 1:1-Remis vorher. Gut möglich, dass bei seinem Expertentipp der Wunsch Vater des Gedankens war. Auf einen klaren 3:0-Sieg für den Tabellenführer tippte hingegen Daniel Gangl (Mittelfeldspieler der SV Schwechat) im „Fanreport“. Einen Tipp, den wir wohl vor dem Spiel dankend angenommen hätten. Aber gemma mal rein in eine – in jeder Hinsicht – sehr hitzige Partie …
Vienna dominiert – trifft aber nicht ins Tor
Die erste gute Möglichkeit hatte unsere Vienna. Nach einer Flanke von Bernhard Fucik kann Stadlau-Keeper Neckam einen Kopfball von Osman Bozkurt mit einer Glanzparade über die Latte drehen (7.). Der nächste Kopfball von „Ossi“ landet zwar im Tor – wird aber wegen Abseits nicht anerkannt.
Dann probierte es David Sencar mit einem Distanzschuss – scharf, aber auch knapp daneben (12.). Dort – neben dem Tor – landete der Ball auch nach einem Kopfball von Fucik, der leider nicht präzise genug gesetzt wurde (26.).
Drei Minuten darauf die erste gefährliche Chance für Stadlau: Celik hämmerte aus 20 Metern drauf – da hat nicht wirklich viel gefehlt.
Mit einem 0:0, mit dem die Gastgeber mehr als zufrieden sein konnten, ging es in die Halbzeitpause. In dieser reagierte Andreas Lipa. Er nahm einen Doppeltausch vor: Aleksandar Kostic und Marjan Markic raus, Hakan Gökcek und Gary Noel rein.
Sencar trifft nur die Stange – und Stadlau wenig später ins Tor
An der spielerischen Überlegenheit der Vienna sollte sich nichts ändern. Beinahe wäre Sencar ein Bravourstück gelungen, nach seinem spektakulären Fallrückzieher landete der Ball an der Stange (51.).
Und so kam das, was im Fußball so oft kommt: Tore, die man nicht schießt, bekommt man. Aus einem Konter, in dem fünf Stadlauer gegen zwei Vienna-Verteidiger deutlich Überhand hatten. Volkan Düzgün, letzte Saison noch auf der Hohen Warte „beheimatet“, serviert den Ball ideal auf Stojlkovic, der lässt Goalie Thomas Vollnhofer keine Chance – 1:0 (57.).
Gary Noel hätte postwendend den Ausgleich erzielen können, zirkelte den Ball aber nach einer Fucik-Flanke vom Fünfereck weit über das Tor.
Unsere Vienna dominierte weiter das Spiel, der letzte Pass kam in der Folge aber nicht an. Für den nächsten Aufreger sorgte Schiedsrichter Pfeiffer, als er Andi Lipa auf die Tribüne verbannte. Der Linienrichter will eine unschöne Geste unseres Trainers vernommen haben (77.)
Der „Käpt’n“ trifft zum Ausgleich - und Stadlau zum zweiten Mal
Dann rückte Stadlau-Keeper Neckam in den Mittelpunkt des Geschehens als er bei einem Freistoß von Candela (79.), einem Noel-Kopfball (88.) und einem Gökcek-Schuss aus kurzer Distanz (89.) seine Klasse unter Beweis stellen und den Ausgleich – vorerst – verhindern konnte.
In der Nachspielzeit war es dann aber – endlich – soweit. Nach einer Gökcek-Flanke von rechts ist unser Kapitän Markus Katzer mit dem Kopf zur Stelle und nickt zum 1:1 ein. Wenigstens ein Punkt war damit fixiert und die Tabellenführung wieder in Döblinger Hand.
Oder doch nicht? Ein Spiel ist eben erst aus, wenn der Schiedsrichter abpfeift. Unsere Burschen wollten auch noch den 2:1-Sieg – und kassierten in Minute 93 die 1:2-Niederlage. Der eingewechselte Koglbauer schoss Stadlau in den siebten Himmel und unsere Jungs in die Hölle.
Unschöne und unentschuldbare Szenen am Ende und nach dem Spiel
Knapp vor dem Abpfiff sah dann zu allem Überdruss auch noch Bozkurt die Ampelkarte – er ist damit nächsten Freitag im Derby gesperrt. Und im Spielertunnel kam es dann auch noch zu einigen unschönen Szenen, die durch eine unentschuldbare Entgleisung von Stadlau-Verteidiger Kascha ausgelöst wurde.
Jener Abwehrrecke, der bereits letzte Saison in Donaufeld (wo er damals unter Vertrag stand) für eine Provokation gesorgt hatte (nach der Dominik Rotter die rote Karte gesehen hatte), beleidigte Bozkurt (kurz bevor dieser zum zweiten Mal Gelb gesehen hatte) mit einer rassistischen Äußerung aus der allertiefsten Schublade.
Im Kabinentrakt kam es nach Schlusspfiff zu Handgreiflichkeiten. Ausgelöst durch eine Beleidigung, die in der heutigen Zeit auf keinem Platz der Welt geduldet werden darf …
Stadlau konnte mit Horn und Vienna gleichziehen
Mit der Niederlage jenseits der Donau hat der First Vienna FC 1894 die Tabellenführung an den SV Horn (2:1-Sieger über SKU Amstetten) abgegeben. FC Stadlau rangiert nun punktegleich auf Rang 3.
Und der Wiener Sportklub läuft weiterhin einem vollen Erfolg nach. Nach der Nullnummer am Freitag gegen SV Oberwart bleiben die Dornbacher am Tabellenende. Damit ist das „Derby of Respect“ am nächsten Freitag in der Care-Energy Naturarena Hohe Warte ein Duell zwischen dem Zweitplatzierten und dem „Laternenträger“ …
Live dabei – auf der Hohen Warte und auch in ORF Sport plus
Das emotionale Duell der beiden Wiener Traditionsklubs wird diesmal eineinhalb Stunden später als sonst üblich angepfiffen. Schiedsrichter DI Spurny wird um 20:30 Uhr den ersten Pfiff aus seiner Pfeife ertönen lassen. Die Kassen öffnen aber wie üblich um 17 Uhr, die Stadiontore (ebenfalls wie immer) um 18 Uhr.
Wer nicht live in der Naturarena mit dabei sein kann, kann dennoch das Spiel live mitverfolgen. ORF Sport Plus überträgt die Partie First Vienna FC 1894 vs. Wiener Sportklub – exakt 24 Stunden und 15 Minuten vor dem EM-Qualifikationsspiel Österreich gegen Moldawien.
Aufstellung FC Stadlau
Neckam; Ochrana, Kascha, Hobiger, Tahirovic; Atan (63. Chiorean), Behounek (19. Balzer), Celik, Düzgün, Stojlkovic; Wendl (56. Koglbauer)
Aufstellung First Vienna FC 1894
Vollnhofer; Fucik, Rotter, Katzer, Kröpfl; Candela; Kostic (46. Gökcek), Sencar, Keles (61. Lenko); Markic (46. Noel), Bozkurt
Torfolge: 1:0 (57.) Stojlkovic, 1:1 (91.) Katzer, 2:1 (93.) Koglbauer
Gelb: Bozkurt (44./Kritik), Kröpfl (85./Foul)
Gelb-Rot: Bozkurt (95./Foul)
Sportanlage Stadlau, Pfeiffer, 832