Noch vor Anpfiff im Sonnenseestadion war eines offensichtlich, das erste Spiel der Frühjahrsrunde konnte bei richtig frühlingshaften Bedingungen über die Bühne gehen. Ob nun auch eine Frühjahrsmüdigkeit bei den Spielern zu erkennen sein wird? Unwahrscheinlich, schließlich war hier ein absolutes Spitzenspiel angesetzt, der Tabellenführer empfing den Dritten. Inwieweit die Turbulenzen bei der Vienna ein Hemmnis darstellen werden, davon wollten sich zahlreich mitgereiste Fans überzeugen. Nein vielmehr wollte die Anhängerschaft mit lautstarker Unterstützung dabei helfen, die hinderlichen Umgebungsvariablen auszublenden und, wie sagt man so schön, Vollgas zu geben.
Die Aufstellung der Vienna war für nicht nur für Insider wenig überraschend. Eine routinierte Viererkette mit Krisch und Katzer im Zentrum und Lenko und Stehlik an den Seiten. Davor die Doppelsechs, besetzt mit Csandl und Sütcü. Der Rest des Mittelfelds war nun nominell offensiv, Alanko und Kostic an der Seite, im Zentrum sollte Kurtisi einerseits Ideen bringen, andererseits aber auch im Aufrücken seine Torgefährlichkeit umsetzen können. Über die Spitze Schibany braucht man dann keine Worte verlieren, hier reicht der Blick auf die Statistik (10 Tore bislang).
Die Aufstellung des Gegners hatte bei unserem Trainer keine erkennbaren Überraschungen parat. Wie auch, die Stärke der Ritzinger ist die Kontinuität, und Qualität ist in deren Kader zur Genüge vorhanden, auf Aufstellungsfinten konnte man daher getrost verzichten.
Somit waren die Voraussetzungen für ein Spitzenspiel gut, besser konnten sie kaum sein.
Schnelle Führung der Vienna, als Resultat einer mutigen Spielanlage
Vollgas geben wurde eingangs erwähnt, wie wahr, denn ein Abtasten war nicht erkennbar. Das Mittelfeld der Vienna agierte mutig, die zwei Sechser agierten auffällig weit vorne, Ritzing versuchte das Loch zwischen Viererkette und dem weit aufgerücktem Mittelfeld zu nützen. Das Pressing der Vienna zeigte aber rasch seine erste Wirkung. Schibany erkämpft den Ball, sein Pass zur Mitte findet noch keinen Abnehmer. Nur kurz darauf wird, die Heimelf abermals unter Druck gesetzt, diesmal kann Kurtisi die Chance verwerten. Eine schnelle Führung, die in weiterer Folge durch einen engagierten Auftritt untermauert wurde. Nicht ganz ohne Risiko, im Sinne des Pressings war das Mittelfeld weit vorne, mit Abstand von der Viererkette, aktiv. Eine Lücke, die Ritzing durchaus nutzen wollte, aber nicht konnte. Die nächsten Chancen boten sich der Vienna, wie in der 13. Minute durch Kurtisi der aber den Ball knapp am Tor vorbei zog.
Vienna kontrolliert das Spiel
Das aggressive Spiel gegen den Ball behagte dem Tabellenführer nicht, wiederholt wurden die Aufbauversuche der Heimelf vom aktiven Mittelfeld der Vienna abgefangen, das schnelle Umschalten nach Ballgewinn funktionierte gut. So konnte man einige aussichtsreiche Angriffe lancieren, letztlich der letzte Pass klappte dann nicht nach Wunsch. Was aber auch am Gegner lag, schließlich stand den Angriffsbemühungen eine routinierte Abwehrreihe im Weg. Die Angriffsversuche der Heimelf konnte man im Wesentlichen auf stehende Bälle in den Strafraum eingrenzen, der stets aufmerksame Kostner und die Innenverteidiger waren dabei jederzeit Herr der Lage.
2:0 durch Katzer, folgerichtig
In der 30. Minute wurde Katzer in der Mitte ideal bedient, sein Kopfball flog zum 2:0 ins Netz. Eine verdiente Führung für die klar spielbestimmende Mannschaft. Spielbestimmend vielleicht nicht im Sinne von Ballbesitz, sondern im Sinne von einem kompakten und zielstrebigen Auftreten. Letztlich führte dies zu weiteren gefährlichen Situationen, so gab es nach 39 Minuten das nächste Beispiel, schnelles Umschalten nach Ballgewinn, Kurtisi wurde in Position gespielt, sein Schuss ging knapp am Tor vorbei. Der Tabellenführer probierte seine spielerischen Qualitäten in Szene zu setzen, ohne Erfolg.
Hektische Schlussphase der ersten Hälfte
In den Schlussminuten der ersten Hälfte wurde es hektisch. Die Zweikämpfe wurden intensiver geführt, im Zuge eines solchen verlor Csandl die Contenance und musste prompt mit Rot vom Platz. Die beiden gelben Karten für seine Kontrahenten waren da kein Trost. Dies war ein schaler Beigeschmack einer wirklich beeindruckenden ersten Hälfte, Ritzing hatte in den ersten 45 Minuten kaum eine konkrete Torszene, die Vienna neben den beiden Toren zumindest noch 3 weitere gute und auch schön herausgespielte Gelegenheiten.
2. Hälfte, unbeeindruckt von der Roten Karte
Wie würde die Vienna auf den Ausschluss reagieren? Wer nun, angesichts der numerischen Unterzahl eine defensiv ausgerichtete Vienna erwartet hatte, wurde enttäuscht. Weder wurde ein Defensivspieler eingetauscht, noch änderte die Mannschaft ihre Grundausrichtung. Das Team war unverändert bemüht, den Gegner mit Offensivqualität zu beeindrucken. Kurtisi, der nun verstärkt die offene Position von Csandl ausfüllte erkämpfte sich den Ball, die Hereingabe zur Mitte fand aber keinen Abnehmer.
In der 3. Minute der zweiten Hälfte war man erstmals in Bedrängnis, Tomas Jun konnte die kurze Desorientierung aber nicht nutzen. Angesichts der numerischen Überlegenheit fand Ritzing in der Folge aber die eine oder andere Lücke. Das lag wohl auch an der außerordentlich mutigen Neuausrichtung nach der roten Karte. Anstatt einen neuen Sechser zu bringen, ließ sich Kurtisi auf die Position fallen, aus dem ursprünglichen 4—2-3-1 wurde ein 4-4-1, mit einem unverändert hoch pressenden Mittelfeld.
Ritzing kommt etwas auf, die Vienna reagiert perfekt
15 Minuten lang konnte die Vienna das Spiel ungeachtet der numerischen Unterlegenheit kontrollieren, musste sich schließlich aber der Tatsache stellen, dass der Tabellenführer seine Möglichkeiten hat. Ritzing rückte näher an das Tor, ja man kann durchaus sagen, sie wurden gefährlicher, die Vienna konnte im Mittelfeld nicht mehr so kompakt entgegenstehen. Umso mehr war die solide Defensivarbeit gefragt, selbst in unübersichtlichen Situationen im Strafraum behielten vor allem Katzer und Krisch die Übersicht.
In der 64. Minute setzte Wolf einen Freistoß knapp über das Tor, die erste konkrete Chance der Heimelf. In der 68. Minute hatte Ritzing die zweite gute Gelegenheit. Wer nun eine Abwehrschlacht gegen den Tabellenführer befürchtete, wurde rasch eines Besseren belehrt.
Das 3:0 zum richtigen Zeitpunkt
Zwar war die Vienna nun im Mittelfeld nicht mehr so präsent, die Torgefährlichkeit blieb erhalten, das Werkzeug Konterfußball rückte naturgemäß in den Fokus des Geschehens. In der 74. Minute wurde Kurtisi perfekt freigespielt, sein Schuss senkte sich unhaltbar für Safar zum 3:0 ins Netz. Nur kurz darauf wurde ein Konter nicht konsequent zu Ende gespielt, sprich der letzte Pass funktionierte nicht nach Wunsch, und gleich darauf scheiterte Kurtisi mit einem eher schwachen Abschluss an Safar. Selbst in der besten Phase der Heimelf war unsere Mannschaft gefährlicher.
Frische Kräfte und zwei Jokertore
Nach 80 Minuten brachte Trainer Kleer frische Kräfte, zunächst Van Zaanen für Kostic, kurz darauf durfte sich Kurtisi seinen wohlverdienten Sonderapplaus entgegennehmen. Für ihn kam Sahintürk.
Er schloss nahtlos an die Leistung von Kurtisi an, seine erste Gelegenheit nutzte er zum 4:0. In der Folge, das Spiel längst entschieden, brillierte unsere Elf mit Kampfgeist, die beste Chance der Heimelf wurde durch enormen Einsatz zunichte gemacht. Das 5:0 durch Sahintürk nach einen schnell abgespielten Freistoß war für das Spiel nicht mehr relevant, repräsentierte aber den Spirit der Mannschaft, die bis zum Schlusspfiff konzentriert agierte.
Fazit: Beim Tabellenführer zu gewinnen bedarf einer guten Leistung, in dieser Höhe bedarf es mehr als einer guten Leistung, in 45 Minuten Unterzahl aus einem 2:0 ein 5:0 zu erzielen spricht für jeden Beteiligten.
Kommentar von Trainer Kleer: Ein großes Lob an die Mannschaft und das Betreuerteam. Eine außergewöhnliche Leistung nach den schwierigen Wochen. Ich bin in stolz Trainer dieser Mannschaft zu sein!
Aufstellung Vienna: Kostner; Stehlik, Krisch, Katzer, Lenko; Csandl Güclü; Alanko (87. Baldia), Kurtisi (83. Sahintürk), Kostic (81. Van Zaanen); Schibany
Torfolge: 0:1 (3.) Kurtisi; 0:2 (31.) Katzer; 0:3 (74.) Kurtisi; 0:4 (86.) Sahintürk; 0:5 (90+3.) Sahintürk
Rote Karte: Csandl (45. Tätlichkeit)
Sonnenseestadion, Ritzing, 800 Zuschauer