5. Februar 2025 | Amateure zur Übersicht >
Interview mit Amateurtrainer Gökce Tuna
Die Winterpause ist gelaufen, und die Vienna-Amateure haben in der Stadtliga-Tabelle auf dem zweiten Platz überwintert. Damit hat sich die Mannschaft in die Reihe der Titelanwärter gespielt. Für ein Team, deren Durchschnittsalter bei 18 Jahren liegt, eine Sensation. „Göki“ Tuna, Chef-Trainer der Amateure, zieht Bilanz.
Wie siehst du die Entwicklung der Amateure in der Herbstmeisterschaft?
- Positiv. Zu Saisonbeginn definierten wir das Ziel, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen. Nach fünf Durchgängen waren wir dann das Überraschungsteam der Stadtliga und führten die Tabelle an. Die Mannschaft hatte einen guten Lauf. Dann gelangten wir einige Runden auf den Pannenstreifen. Spiele gingen verloren oder brachten nur einen Punkt aufs Konto. Das haben wir beim letzten Spiel gegen Mannswörth überwunden. Nun sind wir Zweiter und nur zwei Punkte vom Meisterplatz entfernt. Eine gute Bilanz.
Warum lief es am Ende des Herbstdurchganges nicht so gut?
- Ich bin kein Freund von Ausreden, denn die helfen nie weiter. Klar ist, dass ein guter Lauf bei einer jungen Mannschaft auch kippen kann. Nach dem Aufstieg aus der Landesliga kam es zu sieben Abgängen, und es kamen zwölf Spieler aus der U18-Mannschaft dazu. Im Laufe der Saison rückten nochmal vier U18-Spieler nach, weil Nnamdi und Titkov in die Kampfmannschaft übernommen wurden. Da muss man verstehen, dass die Entwicklung von Konstanz und Stabilität länger dauert. Natürlich spielt bei jungen Spielern der mentale Bereich eine größere Rolle. Sie müssen erst mit dem Verlieren umgehen lernen, um wieder in ein gutes Fahrwasser zu kommen. Das ist ihnen beim letzten Spiel auch gelungen.
Wie kamst Du zur Vienna?
- Ich war vor meinem Engagement in Döbling Trainer bei FC Mauerwerk. 2023 stieg ich bei Vienna als Co-Trainer bei der U16 ein, die auch Herbstmeister wurden. Nebenbei war ich als Freizeitpädagoge in einer Schule in Simmering tätig. Im Februar wurde ich Co-Trainer von Mehmet Sütcü, und im März 2024, nachdem Mehmet die Kampfmannschaft übernahm, wurde ich Cheftrainer bei der Amateurmannschaft. Dieser Job macht mir große Freude, nicht zuletzt, da die Jungs ambitioniert sind und das Arbeitsumfeld bei der Vienna sehr gut ist.
Wie setzt sich das Team der Vienna-Amateure zusammen?
- Im Jänner wird die Amateurmannschaft 20 Spieler und zwei Torleute haben. Das Durchschnittsalter liegt bei 18 Jahren, und die meisten Spieler sind noch Schüler oder Lehrlinge. Alexander Krammer (23 Jahre), Michael Valtchev (26), Aris Stogiannidis (20) und Marcel Ecker (22) sind älter und auch die wertvollen Führungsspieler. Alle sind ehrgeizig und bei jedem Spiel hoch motiviert.
Wie geht es Dir, wenn Spiele unrund laufen?
- (Lacht) Nach Niederlagen geht es mir gar nicht gut, und ich denke viel über die Ursachen nach. Ich versuche mir aber selbst keinen Druck zu machen, wenngleich das nicht immer leicht ist. Da ist mir meine Familie eine große Stütze. Gegen Ende der Saison habe ich die Mannschaft vermehrt gepusht, indem ich immer auf die Tabellensituation verwiesen habe. Vor dem letzten Spiel gegen Mannswörth machte ich keinen Druck mehr. Da hat die Mannschaft viel freier gespielt, sodass ich denke, dass es schon etwas mit uns gemacht hat, ganz vorne zu sein, und ich diese Situation immer ins Rampenlicht gerückt habe. In Zukunft soll nicht die Tabelle im Vordergrund stehen, sondern wir schauen einfach von Spiel zu Spiel und wollen Spaß haben.
Wie würdest du dich als Trainer beschreiben?
- (Denkt lange nach) Ich habe als Spieler etliche unnahbare und autoritäre Trainer erlebt. Die sind nicht meine Vorbilder, und so will ich nicht sein. Mein Trainerteam und ich pflegen mit den Spielern einen freundschaftlichen Stil, wobei uns Kommunikation ganz wichtig ist. Und ja, ich bin sehr ehrgeizig, ich strebe immer das Höchste an. Ich muss nur noch lernen, dass man als Trainer nichts erzwingen kann.
Wie sieht deine persönliche Zukunft aus?
- Ich habe als Trainer die UEFA-B-Lizenz, die B-Junioren-Lizenz und steige jetzt in die Ausbildung zur A-Lizenz ein. Ich habe aber auch einen akademischen Grad und habe mich in Wien und Niederösterreich für eine Lehrerstelle beworben. Das ließe sich gut mit dem Trainerjob vereinbaren, denn Fußballtrainer zu sein, ist mein großes Lebensziel. Ich bin der Vienna dankbar, dass ich mich hier beweisen kann. Das gilt vor allem für Mehmet Sütcü, Andreas Ivanschitz und auch Herrn Loy, die mir ihr Vertrauen geben. Auch von meinem Trainerteam bzw. von meiner Staff habe ich viel Unterstützung, für die ich dankbar bin.
Was erwartest du für die Frühjahrsmeisterschaft?
- Bei unserem Testspiel gegen den WSC waren insgesamt zehn U18-Debütanten dabei. Es war ein gutes und intensives Spiel – wir gewannen 9:1 – und die Jungs haben gezeigt, was sie darauf haben. Man konnte erkennen, dass der eine oder andere Debütant interessant werden könnte. Deswegen freut es mich um so mehr, mit so einer jungen Mannschaft vorne mitspielen zu können und sie auf Ihren Weg begleiten zu dürfen. Für die Frühjahrsmeisterschaft werden wir hart arbeiten und versuchen, uns Tag für Tag weiterzuentwickeln. Der Verein und alle, die an uns glauben, sollen stolz auf uns sein. Am Ende der Saison werden wir schauen, ob wir aufsteigen oder nicht.